Seit knapp 6.000 Kilometern nutze ich die App runtastic Road Bike Pro und habe diese von Version 1.x bis zur aktuellen Version ausführlich testen können. Hier mein Review nach einem wirklich sehr ausführlichen Test mit unterschiedlichen Bedingungen und echter Erfahrung, nicht nur einem Kurzcheck der die App um diese oberflächlich gut dastehen zu lassen.

startscreenAnfangs waren es Kurzstrecken die ich mit meinem Fahrrad gefahren bin und von früher kannte ich noch meine “alten” Sigma Fahrradcomputer. In den 90er Jahren hatte ich mir als Jugendlicher sogar den Trittfrequenzsensor für meinen Sigma gegönnt, kannte also schon aus der Vergangenheit diese Funktion.

Ein derartiger Fahrradcomputer kam für mich jedoch in der heutigen Zeit nicht in Frage und somit stieß ich auf die App runtastic Road Bike Pro, welche ich auch ohne vorherigen Test der kostenfreien Variante direkt kaufte. Die Geschwindigkeit wird ohne Sensoren anhand vom GPS-Sensor errechnet, gleiches gilt für die gefahrenen Kilometer.

Auf- und absteigende Höhenmeter gehören dank der im iPhone verbauten Sensoren ebenfalls zu den erfassten Daten, welche anschließend in der App und auf der Webseite von runtastic beeindruckend ausgewertet werden können.

Da die runtastic GmbH mit Sitz in Österreich nicht nur Trainings-Apps für Smartphones verkauft, kann für diese Apps noch eine Menge an Zubehör erworben werden. Für mein Fahrrad ist dies Beispielsweise der Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensor, welcher per Bluetooth mit meinem iPhone verbunden ist und entsprechende Daten mit erfasst.

In der App definiere ich einmal meinen genau ausgemessenen Radumfang und per Smart-Bluetooth ist der Sensor auch recht fix verbunden. Ein- oder Ausschalten ist nicht nötig, das Gerät erwacht vollautomatisch wenn Bewegung durch den Sensor selbst erkannt wird. Die Montage ist denkbar einfach, lediglich die dafür nötige Demontage des Pedals finde ich etwas unglücklich gelöst.

splitIch tauche also ein in den runtastic-Kosmos und habe nicht nur runtastic Pro zum Laufen und für weitere Aktivitäten die runtastic Road Bike Pro App, die Mountain Bike Pro App, das Altimeter Pro gekauft, sondern auch etwas tiefer in die Tasche gegriffen verglichen zu den Apps und mir original Hardware von gleichnamigem Hersteller erworben.

Als zufriedener Apple-Kunde ist man ja eher dazu geneigt vertrauensvoll aus einer Hand zu kaufen und die Bewertungen im App Store sind im Durchschnitt sehr positiv für die runtastic Apps.

Ab sofort wird also meine Geschwindigkeit anhand des Sensors gemessen, gleichfalls wird für die Entfernung daraus errechnet und meine Trittfrequenz wird nun ebenfalls in beeindruckenden Statistiken ausgewertet.

Für so viel Technik am Fahrrad benötigt das iPhone natürlich auch eine Menge an Energie und deshalb habe ich wie im Artikel #227 iPhone, USB-Geräte, Smartphone am Fahrrad laden ( b+m USB-Werk) auch gleich eine mobile Stromquelle, welche meinem hungrigen iPhone mit sämtlich aktiven Sensoren die nötige Energie nachliefert, wenn der Akku zur Neige geht.

Bis zur Version 2 lief die App wirklich sehr stabil und ich erfreute mich an den sehr interessanten Statistiken zu meinen Radtouren. An dieser Stelle sei erwähnt, ich fahre Rad weil es mir Spaß macht und nicht aus sportlicher Motivation heraus. Dennoch ist es sehr interessant welchen Streckenabschnitten die höchste Geschwindigkeit zu Grunde liegt und in welchen Trittfrequenzzonen ich mich bewege.

All das lässt sich am iPhone direkt ansehen, jedoch noch viel ausführlicher im Web, denn alle Daten kann ich mit entsprechendem Benutzerkonto auch direkt zu den runtastic Servern hochladen. Dort sind die Auswertungsmöglichkeiten noch viel breiter gefächert und bei optionaler und kostenpflichtiger Gold-Mitgliedschaft kann ich noch tiefer in das runtastic Universum eintauchen und meine Daten mit denen meiner Freunde vergleichen und vielem mehr.

runtastic_crash_tourZu Beginn der Radsession 2013 hat runtastic dann die Version 2 der Road Bike Pro App herausgebracht. Die App stürzte seitdem während einer Tour unwillkürlich ab und auch ein Neustart des iPhones, sowie ein kompletter Reset brachten hier keinen Erfolg.

Wenn dies rechtzeitig bemerkt wurde, konnte die App erneut gestartet werden und für den Zeitpunkt zwischen dem Crash der App sowie dem Neubeginn er Aufzeichnung hatte man eine gerade Linie in der Route und nicht den tatsächlichen Streckenverlauf.

In zahlreichen Posts wurde der Support von runtastic auf dieses Problem hingewiesen, eine Antwort erfolgte mit ähnlichen Textbausteinen ohne tatsächlichen Lösungsansatz. Die Version 2.0.1 brachte wenig Abhilfe und somit war für mich und Freunde von mir die einzige Möglichkeit ein Downgrade auf die stabile Vorgängerversion 1.4.x, welche dank Time Machine Backup auch wiederhergestellt werden konnte.

Diese hatte zwar nicht die schicken Funktionen der neuen Version, lief jedoch stabil und das ist in meinen Augen wichtiger als ein paar mehr Funktionen und aufgehübschtes Design, was ich aufgrund von Instabilität sowieso nicht nutzen kann.

Mit Version 2.0.2 habe ich dann erneut das Update gewagt und die App läuft in der Tat stabiler als vorher. Für mich hat sich folgender Workaround etabliert:

  • Beenden aller Apps auf dem iPhone
  • runtastic Road Bike Pro starten und Tour beginnen
  • Beenden aller Apps die während der Tour benötigt werden

trittfrequenzzonen

Damit lief meine runtastic Road Bike Pro App völlig problemlos und ich konnte damit auch den offiziellen Radfernweg “Meerweg problemlos ohne Crash der App absolvieren. Hinzuzufügen ist dabei, dass dieser bei mir 377 Kilometer lang war und sich über 4 Tage erstreckte, zum offiziellen Startpunkt des Meerwegs bin ich nämlich auch geradelt.

Zu viert machten wir uns also auf den Weg und ein Mitstreiter hatte bereits seine Gold-Mitgliedschaft gekündigt und ist auf eine sehr stabile Alternative auf dem iPhone umgestiegen. Auch wurde bei der Tour die Android-App von einem weiteren Freund genutzt, allerdings lief diese deutlich weniger stabil als die Version für iOS.

Nach 377 Kilometern beendete ich erfolgreich diese lange Radtour und konnte die Daten zunächst über das 3G-Netz nicht hochladen, dem zweiten iOS-Nutzer ging es ebenso. Zu Hause versuchten wir es erneut über eine schnelle 50 MBit-VDSL-Leitung, aber auch hier scheiterte das Hochladen mit dem Hinweis auf einen erneuten Versuch. Ein Support-Ticket im deutschen und englischen Forum habe ich eröffnet, jedoch erfolgte hierauf keine Reaktion. Der Twitter-Support verweist auf den normalen Support und reagiert nicht auf das Problem.

Glücklicherweise haben wir die Tour analog mit einem Garmin Oregon 600 ebenfalls getrackt und damit war es mir mit einem Export und Import dieser Daten möglich, zumindest die Tour in meinem runstastic Profil zu hinterlegen. Leider fehlen bei diesem Track die aufgezeichneten Daten aus den beiden gekauften runtastic Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensoren, für die reine Aufzeichnung der Streckenführung mit Geschwindigkeit, GPS-Position, Fahrzeit und Pausen benötige ich die runtastic Road Bike Pro App nicht.

Interessant ist der Newsletter vom 11.06.2013, runtastic fordert mich darin auf Gerhard Gulewicz beim Race Across America 2013 zu unterstützen. Bedeutet das Herr Gulewicz zeichnet seine Tour etwa mit einer App von runtastic für sein Fahrrad auf? Es bleibt abzuwarten ob die Tour in Tagesetappen aufzuteilen ist oder ob der Upload wie bei mir aufgrund der Datenmenge (oder welchen Gründen auch immer) nicht möglich sein wird.

Fazit

377km

Anfänglich war ich von den Produkten aus dem Hause runtastic wirklich begeistert, ich habe Geld in Soft- und Hardware gesteckt mit der großen Hoffnung damit glücklich zu werden.

Meine 377 km Radtour ist bis heute nicht hochgeladen und ich versuche es jeden Tag. Kleine Touren sind kein Problem, allerdings habe ich mir persönlich auch mehr vom Support erhofft.

Die Enttäuschung in Summe übersteigt die Möglichkeiten dieser App und der dazugehörigen Produkte. Den Pulssensor werde ich jedenfalls nicht anschaffen und ein Gutes hat die Sache ja:

Es gibt für das iPhone respektive Smartphones Alternativen! Weiter hat das Garmin Oregon 600 bisher einen sehr guten Eindruck gemacht und die Firma Garmin bietet ebenfalls einen Fahrradcomputer mit Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensor an, ja sogar ein Pulssensor lässt sich damit verbinden.

Hier mein Review zum Garmin Edge 810:

248_Edge_Review_preview

Bilder: Screenshots aus der gekauften runtastic Road Bike Pro App