Bei einem Hardwaredefekt oder höheren Umständen, die zu einem Datenverlust führen soll ein Backup helfen. Wer jedoch hat den Ernstfall schon einmal geprobt? Synology DiskStation Notfallwiederherstellung oder: Hoffentlich hält das Backup was es verspricht!
Im Eigenversuch werde ich meine produktive DiskStation um das einzig vorhandene Volume erleichtern. Ferner dient meine DiskStation als MailPlus Server für 5 Domains primär, SynologyDrive für Betrieb, Privat & Kunden, enthält 15 TB genutzte Daten, intensiv genutzt für Kontakte, Kalender, Note Station, Office, Hyper Backup Vault als Ziel für externe DiskStations aus Familie, CMS für andere DiskStations, PhotoStation mit 90.000 Bildern, Chat, Moments, Radius Server und VPN Server.
Voraussetzungen: Backup
Ein RAID ist kein Backup, glaubt mir oder lasst es bleiben. Für einen echten Notfall gehe ich davon aus, meine DiskStation und alle Festplatten sind gestohlen, verbrannt oder eine Überspannung hat einen Hardwaredefekt verursacht. Wohingegen für letzteres die USV schützen sollte. Als langjähriger Systemadministrator war ich seinerzeit hauptverantwortlich für das Backup der gesamten Serverlandschaft des Flughafen Hannover. Entsprechend empfindlich bin ich, was Backupstrategien betrifft.
Mein Strategie besteht aus drei Backups, wobei Nummer drei bald wegfällt:
- Lokales Backup auf USB RAID
Vorteile: Schnelles Backup und schnelles Recover, zentrales Backup
Nachteile: Bei Einbruch und Diebstahl wird es höchstwahrscheinlich mitgenommen werden, gleiches gilt für Überschwemmung, Feuer oder Überspannungsspitzen und Hardwaredefekt - Örtlich getrenntes Backup auf zweite DiskStation
Vorteile: Unbeeinflusst von lokalen Vorkommnissen gleich welcher Art beim sichernden Server.
Nachteile: Kosten, zweiter Standort notwendig, Geschwindigkeit der Anschlüsse beeinflusst Geschwindigkeit der Sicherung und des Recovers. - Synology C2
Vorteile: Unbeeinflusst von lokalen Vorkommnissen gleich welcher Art beim sichernden Server. Backup-Rechenzentrum von Synology sitzt in Frankfurt und kann wartungslos genutzt werden. Bei Problemen oder Ausfällen kümmern sich Spezialisten darum.
Nachteile: Monatliche Kosten, abhängig von der zu sichernden Datenmenge. Geschwindigkeit des eigenen Internetanschlusses in Senderichtung bestimmt Dauer des Backups und in Empfangsrichtung Dauer des Recovers.
Beim Backup werden bei mir alle Gemeinsamen Ordner, ausser macOS Time Machine, alle Applikationen und die Systemkonfiguration gesichert. Für diesen Test habe ich zusätzlich noch die Systemkonfiguration in den Systemeinstellungen gesichert. Zwar ist dies nicht unbedingt notwendig, soll aber in größeren Umgebungen für ein strukturiertes oder auch geplantes Umziehen eines Servers / Wechsel auf btrfs Dateisystem zeigen, worin der Vorteil liegt. Hunderte Windows- und macOS Maschinen verbinden Netzwerlaufwerke -volumes ohne dem Benutzer Fehlermeldungen zu präsentieren.
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Die Notfallwiederherstellung
Um die Notfallwiederherstellung zu simulieren, habe ich mein komplettes Volume entfernt. Entsprechend waren einige Schritte notwendig, damit ein Entfernen überhaupt möglich wurde. Der SSD-Cache muss getrennt werden. Ebenso Apps deinstallieren oder deaktivieren, wobei der Assistent für das Entfernen des Volumes Auskunft gibt.
Dennoch unterscheidet sich ein echter Notfall von dieser Simulation: Im Ernstfall muss die DiskStation lediglich rudimentär eingerichtet werden, dem Assistenten beliebig folgen. Das Volume so erstellen, wie gewünscht: Zum Beispiel RAID5 und btrfs Dateisystem. Anschließend Hyper Backup und von einem bestehenden Repository das Backup auswählen.
Für Privatpersonen oder wenn keine Prioritäten bei den Daten oder den Applikationen bestehen, können die Systemkonfiguration sowie die Programme in einem Rutsch wiederhergestellt werden.
Hingegen bei kritischen Applikationen oder hohen Prioritäten der Wiederherstellung, ist ein geordnetes Vorgehen von Nöten. Für meinen Teil ist die Wichtigste App bei der DiskStation der MailPlus Server. Fünf Domains und 10 Postfächer bedient mein MailPlus Server und ein Backup Mailserver nimmt während des Ausfalls die Mails entgegen. Jedoch ist dieser nicht via IMAP ansprechbar, deshalb stufe ich Mail als Priorität #1 ein.
- Priorität #1Um den MailPlus Server wiederherzustellen wähle ich den Gemeinsamen Ordner MailPlus, sowie die Applikation MailPlus Server aus. Alle abhängigen Applikationen installiert Hyper Backup während des Recovers automatisch. Achtung: Allein der MailPlus Server sichert das Verzeichnis MailPlus nicht automatisch zurück! Darin jedoch sind alle Postfächer der Benutzer, im Klartext alle Mails und angelegten Ordner. Ohne das Verzeichnis MailPlus würde also gar nichts laufen und ein mühsames zusammenstückeln von neuen und alten Mails wäre notwendig. Finger weg! Lieber gleich warten und genau dass ist das Stichwort!20 GB MailPlus Verzeichnis 16 Stunden Zeit zum Wiederherstellen benötigt! Über 10 TB jedoch waren in weniger als 24 Stunden wiederhergestellt.
Nachdem der MailPlus Server und das MailPlus Verzeichnis wiederhergestellt wurde, die DiskStation neu starten! Andernfalls kann zum Zeitpunkt meines Posts der MailPlus Server nicht gestartet werden! Fehlermeldung: MailPlus Server: Die Konfiguration konnte nicht wiederhergestellt werden. Sie können das Paket nicht starten.
Bis ich selbst herausgefunden habe, dass ein Reboot Abhilfe schafft, hat sogar das HQ von Synology nach dem Fehler gesucht.
- Priorität 2Im zweiten Schritt stelle ich Applikationen und Daten der zweiten Wichtigkeit wieder her. Und zwar kommen in meinem Fall jetzt Synology Drive, welches den Ordner homes, company und Daten wiederherstellt. Wobei company gleichzeitig die elementaren Firmendaten sind. Erst danach folgen alle weiteren Applikationen, um jegliche Funktion wiederherzustellen und letztendlich die Archiv- und Videodaten.
Fallstricke
Einige Applikationen können sich via Hyper Backup gesichert werden. Jedenfalls wurde bei mir beispielsweise CMS nicht gesichert und alle Verbindungen zu anderen DiskStations mussten wiederhergestellt werden.
Einstellungen der Systemsteuerung, Anwendungsportal mussten neu eingerichtet werden. Vermutlich liegt es daran, dass die Apps noch nicht installiert waren. Sollte dem so sein, wäre eine Dokumentation oder ein Hinweis sinnvoll.
Fazit
Bis auf die genannten Kleinigkeiten ist bei mir nicht mehr aufgetreten. Wenn Synology daran noch feilt und in Richtung Time Machine Recover von macOS geht, ist eine Notfallwiederherstellung absolut unproblematisch. Alle Einstellungen waren wieder da. Vorschaubilder in der Photo Station wurden neu erzeugt, Tags und Keywords werden übernommen. Bei Moments und der Photo Station muss eine Neuindizierung stattfinden. Ebenfalls steht für Drive und Universal Search die Neuindexierung an.
Falls bei mir nicht installierte Applikationen sich anders verhalten, schreibt es in den Kommentaren. Sollte ich etwas übersehen haben, nehme ich es gerne nach Hinweisen in den Post auf.
Fehler bei der Wiederherstellung
Systemsteuerung
Einstellungen aus dem Anwendungsportal werden nicht wiederhergestellt
PhotoStation
Berechtigungen der eigenen Benutzersteuerung werden nicht wiederhergestellt. Ein Nutzer der vorher Recht auf ein Album hatte, hat es anschließend nicht mehr.
Synology Drive
Beim Versuch eine Version wiederherzustellen kommt der Fehler, die Anzahl der Versionen wurde auf 0 gestellt. Öffne ich diese Datei, ändere diese und versuche es erneut, sind alle Versionen da. Auch diejenigen vor der Wiederherstellung.
CMS
Das CMS System wird nicht mitgesichert und kann im Backup nicht ausgewählt werden. So etwas muss von Synology ergänzt werden! Bei drei DiskStations die ich überwache mag das gehen, aber in größeren Umgebungen ist eine notwendige Neukonfiguration ein No-Go!
- HyperBackup (Konfigurationen der Tasks – auch beim Neueinbinden müssen die Tasks neu eingerichtet werden) und BackUp-Aufgaben
- Benachrichtigungeinstellungen (Systemeinstellung > Benachrichtigung > Erweitert [inkl. angepasster Benachrichtitigungstexte])
- FireWall-Regeln und Profile – Protokollcenter (individuelle Einstellungen)
- DynDNS-Accounts
- Paketquellen Paketzentrum
- Filestation: – verbundene Remotedatenträger (CIFS / NFS) – eingehangene Remote-Verbindungen: WebDAV / Google-Drive / DropBox / OneDrive / FTP
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Recovery-Funktion der Diskstation eine totale Katastrophe ist.
Ich habe den ECHTEN Test gemacht und komplett neue Platten reingemacht, um von vorne zu beginnen. Das Netzwerk-Bonding wird nicht übernommen. Die DHCP-Einstellungen sind weg. Viele andere Einstellungen muss man mühseelig erneut vornehmen. Am schlimmsten trifft es Docker. Keine einzige Sicherung. Weder die Netzwerkeinstellungen (und es war damals ein Mega Aufwand für mich, herauszufinden, wie ich IPv6 einstelle) noch die Container-Konfigurationen sind da.
Letztendlich habe ich die alten Platten wieder eingebaut, alles manuell gesichert und auf den neuen Platten wieder aufgespielt. Dank Aufgabenplanung und Export-Funktion von Docker.
Hallo Dominik,
Du hast bei deinem Versuch die Time Machine ausgelassen. Und am Ende des Artikels schreibst Du, dass Synology da noch verbessern muss.
Ist nach deiner Erfahrung/Meinung also kein recovery für TM sparsebundels möglich soweit diese über HyperBackup auf eine andere DiskStation gesichert wurden?
Danke und Grüße.
Jürgen
Es soll heißen: “Die Variante über Ubuntu mit mdadm die Partition zu mounten schlägt aus irgendwelchen Gründen schon bei der Installation von mdadm mit Linux Live System fehl. Der Synology Support meldet sich seit über eine Woche gar nicht zu dem Thema.” Sorry
Leider kann ich Dir hier keinen Tipp geben. Ohne Backup wird es immer teuer werden, so meine Erfahrung. Alternative ist zu suchen, wie Du es gerade tust.
Ich hatte einen kleinen Erfolg. War ja noch auf DSM 6.1 und hatte ein Testsystem auf 6.2 installiert. Als ich gestern den Klon ins NAS packte fragte es nach ein Update auf 6.2. Das habe ich gemacht und die Daten sind wieder Sichtbar. Leider ist das Volumen immer noch gecrasht. Gibt es da eine Möglichkeit das zu prüfen bzw. Zu reparieren?
Ich kann Dir nur raten, Dich an Synology zu wenden. Ich habe mich auf so etwas nicht spezialisiert und ein Tipp ins Blaue hinaus hilft Dir leider nicht. Sorry.
Was kann ich denn bei folgendem Szenario machen:
HDD Crash, single shr volume gecrasht, die Daten waren zunächst noch sichtbar. Nach Neustart mit zweiter leeren HDD waren die Daten nicht mehr Sichtbar. Ich habe mit Paragon direkt ein RAW clone gemacht. Mit der Software “UFS Explorer Professional Recovery” kann ich die Daten tatsächlich sehen, leider ist das Sichern kostenpflichtig. Die Variante über Ubuntu mit mdadm die Partition zu mounten fehlt aus irgendwelchen Gründen schon bei der Installation von mdadm mit Linux Live System fehlt. Der Synology Support meldet sich seit über eine Woche gar nicht zu dem Thema.
Eigentlich sollte es doch irgendwie moeglich sein, die Partition zu reparieren und den klon der defekten HDD zu nutzten. Das NAS kann damit ja auch booten. Ich finde dazu leider keine passende Anleitung. Das Windows tool “TestDisk” zb. findet eine Partition, dann muss man aber genau wissen was man da wieder herstellt. Da es irgendwie nicht alle Partitionen zusammen herstellen kann, weil diese sich angeblich überschneiden. An der Stelle versuchte ich auch schon DSM auf einer alten 500 GB Platte zu installieren um sehen zu koennen, wie eine gesunde Struktur auf der HDD aussieht. Leider ist das nun DSM 6.2 und scheinbar etwas anders als bei DSM 6.1. Ich hoffe hier einen Tipp bekommen zu koennen, der mich weiter bringt.
Da ich 3 virtuelle Maschinen im Virtual Machine Manager laufen habe und jetzt in meinem NAS die Festplatten gegen größere Modelle tauschen möchte stellt sich auch für mich die Frage, wie ich den Virtual Machine Manager am einfachsten sichere und wiederherstelle.
Mein Plan war eigentlich, auf einem zweiten NAS eine Komplettsicherung zu machen, dann die neuen Platten einbauen und das ganze zurückspielen.
Das scheint aber wohl nicht möglich zu sein, wenn ich die Kommentare der anderen User hier richtig lese.
Dominik: hast Du einen Tipp für dieses Szenario?
Genau das Gleiche würde ich auch gern wissen! Ich habe das gleiche Szenario wie Dominik bei meinem Server angewandt: Volume aufgelöst, auf Raid 5/Btrfs, und Backup zurückgespielt. VM mußte ich komplett neu aufsetzen.
Hallo,
Ich werde meine DS918+ mit 2 neuen Festplatten und SSD-Cache ausstatten.
Aktuelle Konfiguration : 2x3TB und 2x4TB, diesbezüglich also auch SHR.
Die 3TB werden durch 4TB ersetzt. Zweck des Ganzen, ausser mehr Speicher, wäre die Migration von SHR auf RAID5, was auch der Dominik (glaube ich) so nebenbei bei seinem Recovery getan hat.
Wenn ich jetzt aber bedenke, was nicht alles aus dem Backup wiederhergestellt werden kann, wie oben beschrieben (btw:Mailplus Server gebrauche ich nicht, aber eine VMM mit Windows 10), frage ich mich, ob der Vorteil eines RAID5 gegenüber des SHR-Raid’s diesen Mehraufwand rechtfertigt?
Was meint Ihr? Würde ein Upgrade auf die 4TB Platten vielleicht reichen, ohne das ganze Volume zu zerschiessen?
Vielen lieben Dank für etwaige Antworten!
Grüsse aus Luxemburg
Jean-Paul
Hallo,
musste Diskstation 1517+ nach kompletten Absturz neu konfigurieren und habe versucht, die Daten aus HyperBackup einzuspielen. Ergebnis: Keine Probleme mit gemeinsamen Ordnern, Benutzern, Gruppen usw. Aber das Wiederherstellen von MailPlusServer inkl. MailPlus sowie die virtuellen Maschinen auf dem Virtual Machine Manager gelang NICHT! Auch beim zweiten Versuch Fehlanzeige. Unzumutbar ist auch die lange Dauer der Wiederherstellung (wie Dominik auch schon erwähnte). Bei mir dauerte es ebenfalls ca. 16 Stunden!!!
Das Backup eines Mail Servers oder von virtuellen Maschinen ist daher aus meiner Sicht für eine produktive Umgebung nicht geeignet. Offenbar ist die Diskstation nur als reiner Dateiserver gut zu gebrauchen.
Hi, verwende die aktuelle DSM auf einer 716II. Wie verhält sich jetzt eigentlich das NAS wenn ich von der vorhandenen Ds716 (muss ich umtauschen da ein ETH Port mechanisch defekt ist) auf eine neue DS718 wechsel und die alten Festplatten aus der Ds716 mit den Daten & Apps her nehme und in die neue einbaue. Ist es dann zwingend notwendig die HDDs zu formatieren oder kann man die HDDs in dem neuen System der 718 integrieren.
Also eine USB schützt selbst mit Doppelwandler höchstens vor niedrigeren Überspannungen. Wenn wirklich ein Blitz neben dem Haus oder ins Haus einschlägt. Hilft auch eine USV nicht mehr